Götterdämmerung

Liebe, Macht, Verblendung – die Götterdämmerung

Richard Wagner verfasste mit dem Ring des Nibelungen eine psychologische Parabel auf die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Hauptdarsteller Alberich sucht die Liebe vergeblich. Er versucht schließlich, sie durch Macht zu kompensieren. Alberich verfällt am Ende der Sucht nach Allmacht, die selbst über Leichen geht. Dieses Gleichnis hat bis heute nichts an Gültigkeit eingebüßt.

Wotan und die Liebe

Die Natur, versinnbildlicht durch die Rheintöchter, verweigert Alberich die Befriedigung seiner Bedürfnisse. Der tyrannische König der Nibelungen entsagt daraufhin der Liebe. Auch die Götter selbst schmähen die Liebe: Selbst Gott Wotan würde keinen Augenblick zögern, Freia, die Göttin der Liebe, für die Allherrschaft zu opfern. Er wird nur durch das Naturgesetz daran gehindert. Doch Wotan ist süchtig nach Macht. Seine Machtgier wird immer größer. Sie ist schließlich so groß, dass er für die Allherschaft sogar die Weltordnung aufgeben will. Die Ordnung, die er selbst geschaffen hat. Es kommt zur Götterdämmerung.

Untergang der alten Ordnung und Götterdämmerung

Die Götterdämmerung wäre vermeidbar gewesen, wenn Wotan auf den Ring des Nibelungen verzichtet hätte. Der Ring ist das Symbol der Macht. Erst in der Auseinandersetzung mit seiner Tochter zeigt sich die hinter Wotans Machtgier verborgene Kraft der Liebe. Brünnhilde ist die Inkarnation seiner innersten Wünsche, seines Unterbewusstseins. Der Gott Wotan nimmt Abschied von seinen Illusionen. Er erkennt, dass eine neue Weltordnung kommen wird. In dieser neuen Ordnung werden Götter nicht mehr benötigt. Mit der Götterdämmerung verlieren die Götter ihre Macht über die Welt, die Rheintöchter nehmen den Ring wieder an sich, es schließt sich der Kreis: Untergang geht in Leben über, der Fluch, der auf der Welt lag, weicht, die Dinge fügen sich in ihre natürliche Ordnung.