Politik für Anfänger: Die Qual der Wahl
Nach 17 Jahren Kohl in Monokultur wuchs auf politisch ausgelaugten deutschen Boden nur noch ein Kraut unverdrossen weiter: Ziehtöchterchen Angela. Die messerscharfe Sense aus der Uckermark mähte den gesamten Partei-Nachwuchs mit einigen beherzten Schlägen nieder und ist als fleischgewordene Unschärfe-Relation nach wie vor konkurrenzlos. Kritik begegnet sie mit hartnäckiger Harmlosigkeit und nachhaltiger Sozialdemokratisierung. Sogar aus den eigenen Reihen schlägt ihr daher mitunter eine zaghafte Gegenbrise entgegen, der sie in bewährter Kohl‘scher Manier begegnet: Aussitzen.
Das Kohl’sche Prinzip: Vertrauen schaffen durch Übergewicht
Wahlen und all dieser demokratische Schnickschnack sind Politikern im Grunde ein Greuel. Aber weil das eben nun einmal auf dem Beipackzettel der Bundesrepublik vorne drauf steht, quälen sie sich halt doch immer wieder da durch. Obwohl die CDU/CSU bei jeder Wahl knapp am Desaster vorbei schrammt, stellt sie dann doch wieder die Kanzlerin. Nein, halt - diesmal ist es ja ein Kanzler. Wie hieß er nochmal? Egal. Die größten politischen Erfolge der CDU/CSU beruhen sowieso auf den Steilvorlagen ihrer bodenlos tölpeligen Konkurrenz. Deswegen stehen die Chancen auch diesmal gar nicht so schlecht.
Der politische Dschungel ist genau genommen derzeit ohnehin nur eine karge Steppe. Artenreichtum? Fehlanzeige. Es ist ein bisschen wie in der Wirtschaft: Wenn ein CEO mit goldenem Handschlag abserviert wurde, betritt er eben den Aufsichtsrat fortan nur noch durch die Hintertür. Wenn sehr viel Porzellan zerschlagen wurde, bleibt nur noch ein Ausweg: Die Entsorgung auf dem Elefanten-Friedhof, zum Beispiel in irgendeinem EU-Gremium. Dort beschränken sich die Aktivitäten nur noch auf unverbindliches Lächeln bei Gruppenfotos.
Miezekatze mit Raubtier-Potenzial
Mit Geheimwaffe Hubert Aiwanger, dem Tiger im Tank, legen die Freien Wähler gerade einen fulminanten Wahlkampf hin. Aiwanger möchte als Minister in den Bundestag einziehen. Ein perfider Schachzug. Wir sind schwer beeindruckt und rätseln nach wie vor, was sich die Freien Wähler wohl von einem zahnlosen Bettvorleger, über man in Bayern ständig drüber stolpert, versprochen haben könnten. Miau.
Sozialdemokraten und andere Verlierer
Wie dem auch sei - Unternehmer, die spendentechnisch auf die Aktie FDP gesetzt haben, verdienen unser volles Mitgefühl. Selten wurde so viel Geld in den Sand gesetzt. Man möchte ihnen nur allzu gerne Erich Kästners „Ansprache an die Millionäre“ als Bettlektüre ans Herz legen:
"Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken. Die Welt verbessern und dran verdienen - das lohnt, drüber nachzudenken."
Sollte an dieser Stelle nicht auch die SPD ihr Fett weg kriegen? Das ist schon deswegen ein Problem, weil die Sozialdemokratie erfolgreich assimiliert wurde. Die Partei kommt im wirklichen Leben praktisch nicht mehr vor und versteckt sich hinter dem Konterfei von Scholz. Inhalte werden Sie auf den Wahlplakaten vergeblich suchen. Weil die SPD den ganzen Mist, gegen den sie sich früher so entrüstet ereifert hat, in der großen Koalition selber verbockt hat.
Alles so schön grün hier…
Und die Grünen? Ja, die haben allerbeste Karten, bei diesen Wahlen sauber abzuräumen. Und dann zwei Jahre durch den Politzirkus zu schlingern. Bevor sie sang- und klanglos im Orkus abtauchen. Jetzt, wo doch sowieso schon alle grün sind. Vielleicht nicht gerade im Gesicht wie die Annalena auf den Wahlplakaten. Aber unser künftiger Kanzler Markus Söder ist doch jetzt schon viel grüner, als die Grünen je waren...