Tabu

Politik: Offenheit und Transparenz schwächen das System

Die Rituale der Macht und das Herrschaftswissen unterlagen zu allen Zeiten einem Tabu. Auch heute zeigen die Mächtigen wenig Interesse an der Offenbarung ihrer Strategiespiele und Machttechniken. Schon deswegen, weil Transparenz immer das Risiko birgt, gewachsene Strukturen und das System zu gefährden. Die Medien tun ihr übriges dazu.

Sie prangern zwar Fehlentwicklungen an und fordern Kontrollmechanismen ein, beleuchten aber selten die Hintergründe, die zu Machtmissbrauch und Korruption führen. Sie bleiben vor allem nie lange an einer Sache dran, sondern treiben bald darauf schon eine neue Sau durchs Dorf.

Die Ohnmacht der Entscheider

Auch die Ohnmacht der vermeintlich mächtigen Entscheider, so eine Studie über „Macht im Management“, wird selten thematisiert: Aus gesellschaftlichen Veränderungen ergeben sich zwangsläufig unkalkulierbare und unbeeinflussbare Faktoren und selbst dann, wenn „Menschen am Steuer“ sich auf einen gemeinsamen Kurs geeinigt haben, so die Studie, kann es passieren, dass ihre Steuerbefehle keine Auswirkungen auf den Kurs haben. Der so genannte „Aquaplanning-Effekt“ tritt ein.

Der Aquaplanning-Effekt

Mit zunehmender Komplexität der anstehenden Aufgaben, der wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnisse z. B. zwischen Politik und Wirtschaft werden die Systeme immer weniger beherrschbar, globale und transnationale Entwicklungen entziehen sich der Steuerung durch nationale Politiken.

Der fehlende Handlungs- und Entscheidungsspielraum löst Hilflosigkeit, Lähmung und innere Blockaden aus. Wer Macht hat, hat vor allem auch Angst vor der Ohnmacht oder wie einer der befragten Manager der äußert: „Die Angst, wieder dort zu landen, woher man kam. Angstträume, dass man wieder Kühe melken müsste.“