Konsument der Zukunft - Werte auf dem Vormarsch

Die Deutschen gelten im internationalen Vergleich als überdurchschnittlich sicherheitsbedürftig. Das Thema Sicherheit steht ganz oben auf unserer Werte-Skala. Der deutsche Werte-Index wird seit 2009 alle zwei Jahre erhoben. Freiheit und Sicherheit bleiben auch im Werte-Index 2020 unverändert auf den Rängen vier und fünf. Mit nur geringfügigen Unterschieden gemessen an Altersstruktur, gesellschaftlichem Stand oder regionaler Herkunft. Daraus können Marktforscher einiges über die künfigen Konsumtrends ablesen.

Trend zur Supersicherheit

Bestimmte Produkte wie zum Beispiel das in den USA erhältliche „Still-alive-Kinderarmband" werden sich hierzulande vermutlich eher nicht durchsetzen. In dem vermeintlichen Schmuckstück ist ein Überwachungssystem versteckt, das es in sich hat: Kaum bewegt sich das Kind aus dem vorgegebenen Radius ertönt ein Warnton. Auch wenn das Kind nicht zu den jeweils vereinbarten Zeiten einen Knopf drückt, wird ein Alarm ausgelöst. Doch an der Grundeinstellung der Deutschen lässt sich ein klarer Megatrend ablesen: Produkte und Dienstleistungen, die der Befriedigung unser ausgeprägten Sicherheitsbedürfnisse dienen, haben hervorragende Chancen.

Sicherheit, Vertrauen und Werte

Die kostbarsten Güter auf einem sicherheitsorientierten Markt sind bleibende Werte und Vertrauen. Nichts ist schneller verspielt, wenn die Beziehung zwischen Anbietern und Kunden gestört wird, zum Beispiel durch den leichtfertigen Umgang mit Kundendaten wie er von vielen Internet-Anbietern betrieben wird, allen voran Facebook. Vertrauen muss glaubwürdig vermittelt - und verdient – werden. Die deutschen Konsumenten wissen eine moralische Grundhaltung von Unternehmen sehr zu schätzen und strafen im Gegenzug unmoralisches Verhalten ab.

Gutmenschen-Kapitalismus

Moral und Materialismus sind heute längst keine Widersprüche mehr. Der Konsument von morgen will kaufen und dabei Gutes tun. Er möchte durch sein Kaufverhalten unmittelbar Einfluss nehmen auf die Unternehmens-Politik. Aber er will eben zugleich auch sich selbst etwas Gutes tun, zum Beispiel im Hinblick auf gesunde Ernährung. Für die Anbieter bedeutet das, dass sie sich künftig mit anderen Fragestellungen auseinander setzen müssen, nämlich:

  1. Welchen persönlichen Vorteil können wir unseren Kunden bieten? Und:

  2. Wie verpacken wir unser Produkt moralisch überzeugend?

Auch hier gilt: Mogelpackungen sind passé – König Kunde lässt sich nicht mehr durch leere Versprechungen beeindrucken. Produkte sollen kein Problem darstellen, sondern die Lösung. Der Mehrwert muss klar auf der Hand liegen, damit der Kunde überhaupt Geld in die selbige nimmt. Wir wollen immer noch Spaß – aber bitte nachhaltig!

Vereinfachung der Zuvielfalt

Es gibt von allem zu viel und diese Vielfalt wird nicht mehr als bereichernd sondern als belastend erlebt. Die Qual der Wahl erzeugt beim Kunden Desorientierung, Überforderung, Verdruss und Stress. Produkte und Dienstleistungen müssen bedürfnisgerechter werden. Der Konsument der Zukunft möchte individuell bedient werden. Er sucht nach dem, was wirklich zu ihm passt. Frauenzeitschriften bedienen diesen Trend schon lange. Sie treffen eine Vorauswahl aus dem Überangebot je nach Budget und Geschmack ihrer Zielgruppe. Der Verkäufer der Zukunft wird ein Navigator durch die wunderbare Warenwelt sein. Ein Kurator, der Angebote vorsortiert und ein übersichtliches und individuell auf den Kunden zugeschnittenes Paket zusammenstellt.

Das setzt natürlich eine ausnehmend gute persönliche Beziehung zum einzelnen Kunden voraus, Einfühlungsvermögen, echte Wertschätzung und Leidenschaft für die eigene Profession. Dieses Prinzip setzt sich in den Bereichen Mode und Inneneinrichtung heute schon durch und kann auch auf andere Bereiche übertragen werden. Das Kuratoren-Konzept bedient gleich mehrere Bedürfnisse, die in Zukunft eine größere Rolle spielen werden, darunter auch das nach Kommunikation zwischen Kunden und Hersteller und das nach einer emotionalen Beziehung zum Produkt.