Wann ist es Depression? Vom Umgang mit der Melancholie
Wenn sich der dunkle Schatten der Melancholie auf das Gemüt legt kann das mitunter sehr heilsam sein. Meist finden wir schnell wieder zur Ausgeglichenheit zurück, doch mitunter frisst sich die Traurigkeit tief in die Seele hinein und raubt den Betroffenen jede Freude am Leben.
Die Melancholie wurde von vielen Dichtern und Künstlern gepriesen. Sie ist wie ein dunkler Schatten, der sich auf das Gemüt legt und alles in düsterem Licht erscheinen lässt.
Man hat nahe am Wasser gebaut, der Kloß sitzt im Hals, die Kehle ist wie zugeschnürt. Man möchte am liebsten nur alleine sein – sich vollkommen zurückziehen von der Welt.
Melancholie ist heilsam
Diese Art von Traurigkeit kann sogar sehr heilsam sein. Melancholie besitzt eine ganz eigene Energie. Der Abschied von geliebten Menschen - zum Beispiel wenn Kinder aus dem Haus gehen - erfüllt uns mit Wehmut. Wir bleiben mit einer inneren Leere zurück.
Meistens gibt es gute Gründe für den Blues. Wir nehmen uns dann einfach ein wenig Auszeit und lauschen in uns hinein. Die Ruhe tut uns gut und verhilft uns zu neuer Kraft und Kreativität. Schon bald finden wir wieder zurück zu unserer Mitte und es gelingt uns, die Leere mit neuem Leben zu füllen.
Diagnose Depression
Manchmal jedoch bleibt das Gefühl der tiefen Traurigkeit und nimmt den Betroffenen hartnäckig gefangen. Für die Diagnose Depression ist die Dauer entscheidend und die Tiefe: Hält die düstere Stimmung mehr als sechs Wochen an, ist sie von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit begleitet, die sogar an Selbstmord denken lässt, dann sollte man sich unbedingt Unterstützung suchen.
Die Depression liegt auf den Schultern wie eine Zentnerlast. Sie bedrückt und raubt die Lust am Leben. Die Betroffenen verkriechen sich im dunklen Kämmerlein und sind nicht einmal mehr in der Lage, Dinge anzugehen, die ihnen Linderung verschaffen könnten – Freunde treffen zum Beispiel oder Sport treiben.
Gefangen im Schneckenhaus
Sie verlieren sich ganz und gar in düsteren Grübeleien, drehen sich fortwährend in ihrem Sorgenkreisel und können nicht mehr klar denken. Die Depression ist wie ein großes schwarzes Loch, in dem das Ich verschwindet.
Hat die Depression einen Sinn?
Es liegt auf der Hand, dass der Betroffene Probleme hat, die nach einer Lösung drängen. Auslöser sind häufig Lebenskrisen, die mit einem Verlust und/oder dem eigenen (oft auch nur vermeintlichen) Versagen einhergehen.
Die Depression ist ein Versuch der Seele, die Krise zu überwinden. Im positiven Sinne zwingt sie den Erkrankten, nach einer Lösung zu suchen – einem Weg aus dem Labyrinth, in dem er gefangen ist. Doch manchmal geraten die Symptome außer Kontrolle. Dann greifen viele dankbar zu Medikamenten.
Medikamente lösen die Probleme nicht
Antidepressiva lösen die zu Grunde liegenden Probleme nicht. Sie können kurzfristig helfen, das schwere Leiden zu lindern - langfristig fördern sie nur die Verdrängung. Sie helfen dem Kranken lediglich dabei, vor seinen inneren Konflikten zu fliehen. Sie verhindern aber, dass er – im besten Falle zusammen mit einem Psychotherapeuten - nach echten Lösungen sucht.