Eppelein von Gailingen - die Nürnberger hängen keinen...
Eppelein oder auch Appolonius von Gailingen fristete wie so viele Ritter und deren Spießgesellen ein karges Dasein, denn mit dem Ende der Kreuzzüge war der Glanz des Ritterstands dahin geschwunden.
Das Geschlecht der Geylinge lebte mehr schlecht als recht von den dürftigen Abgaben der Bauern und neidete den reichen Nürnberger Patriziern, deren Handel und Gewerbe aufs Einträglichste florierte, den zunehmenden Wohlstand. Seine Burg Dramaus soll hoch über dem Wiesenttal bei Muggendorf gelegen haben, doch selbst dies ist wie so vieles, was den fränkischen Eulenspiegel angeht, ungesichert.
Um sein mageres Lehen ein wenig aufzubessern, hat er wohl schon in den 1360er Jahren etliche Kaufmannszüge, die mit Handelsgütern beladen in die Reichsstadt unterwegs waren oder sie verließen, überfallen. Auch seine Possen trugen ihm dort einen sehr zweifelhaften Ruf ein. So soll er unter anderem in Nürnberg einen goldenen Vogelkäfig entwendet und die Braut eines wohlhabenden Patriziers auf ihrer Hochzeit überfallen und geküsst haben.
Wie Eppelein die Nürnberger foppte
Urkundlich vermerkt ist die Reichsacht, die das Nürnberger Gericht 1369 gegen ihn verhängte. Als er dann auch noch in einer Fehde an der Seite seines Lehnsherren, dem Grafen von Hohenlohe, gegen den Nürnberger Burggrafen kämpfte, hatten die Nürnberger endgültig genug von seinen Dreistigkeiten. Sie zerstörten seine Burg, ergriffen ihn nach kurzer Flucht in Forchheim und verurteilten ihn zum Tod am Galgen.
Wie seinerzeit üblich, soll er sich die Erfüllung eines letzten Wunsches erbeten haben, welcher ihm auch gewährt wurde: Er durfte noch einmal mit seinem geliebten Ross eine Runde auf der kleinen Burgfreiung drehen. Und bei dieser Gelegenheit soll der Eppelein dann zu einem so gewaltigen Satz ausgeholt haben, dass er seinen Häschern entrinnen konnte. Er sprang mit dem Ross auf die Burgmauer und von dort geradewegs auf die andere Seite des Burggrabens, von wo aus er spornstreichs in die Freiheit entfloh. Die Hufe des edlen Rosses, so die Legende, gruben sich beim Aufsetzen tief in den weichen Sandstein der Burgmauer ein und tatsächlich zeugt der Hufabdruck am Fuße der Burg bis heute von der Kühnheit der fränkischen Ritter.
Die Nürnberger hängen keinen ...
Eppeleins Bubenstück machte alsbald die Runde und er soll sogar noch einen oben drauf gesetzt haben: Er machte sich über die städtische Justiz lustig und frozelte: „Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor!" Doch die Freude über die neu gewonnene Freiheit währte nicht lange. Seine Verfolger stellten ihn alsbald in Postbauer. Er wurde gerädert und schließlich enthauptet. Was auch immer an der Geschichte dran sein mag - ein Robin Hood des fränkischen Ritterstands, wie später gern behauptet, war Eppelein gewiss nicht. Eine Legende scheint er schon zu seiner Zeit gewesen zu sein, denn die Gefangennahme des Raubritters war den Nürnbergern immerhin stolze 1000 Gulden wert.