Wilde Jagd

​Von Grabräubern und Totenflüsterern – Sagen und Legenden aus der Oberpfalz

Wie es denen ergeht, die die Totenruhe stören, davon erzählt die Geschichte vom frommen Priester Weißbach aus Erbendorf. Er konnte sich von seinem Bücherschatz nicht trennen und bat schon zu Lebzeiten darum, seine Folianten mit ihm zu bestatten. Nach dem Tod des frommen Kirchenmanns erfüllte ihm die treue Kirchengemeinde seinen letzten Wunsch: Sie legten ihn mitsamt der wertvollen Bücher in das kalte Grab.

Eines Tages jedoch fanden Friedhofsbesucher den Sargdeckel geöffnet vor. Grabräuber hatten die kostbare Grablege stehlen wollen. Doch als sie sich gerade ans Werk machen wollten, da ging der Sargdeckel auf und der Pfarrer erhob warnend seinen Zeigefinger. Die Diebe erschraken zu Tode und verließen fluchtartig den Friedhof.

Wer sich nachts auf einem Oberpfälzer Friedhof herumtreibt, sollte starke Nerven besitzen. Dort geschieht nämlich allerlei Über- und Unterirdisches.

Zum Beispiel am alten Friedhof von Neustadt an der Waldnaab: In der Kapelle „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“, finden sich nachts regelmäßig die frisch Verstorbenen ein. Sie entzünden Kerzen auf dem Altar - für die noch Lebenden. Und derjenige, dessen Kerze zuerst erlischt, ist dann als nächster dran. Und wenn einer Toten den Friedhof besucht, flüstern ihm die Toten ganz leise dessen Namen ins Ohr...

Die Wilde Jagd

In der Oberpfalz geht es überhaupt recht gruselig zu. Zum Beispiel auch bei der Pfarrkirche in Rothenstadt. Dort liegen die Herren von Satzenhofen in ihren steinernen Grabstätten in einer Gruftkapelle. Oder vielmehr: Dort sollten sie eigentlich liegen. Doch die umtriebigen Gesellen schlugen sich schon zu Lebzeiten gerne die Nächte um die Ohren. Und so tanzen sie auch nach dem Tod lieber bei Mondenschein auf dem adeligen Grabhügel als in ihren Särgen zu ruhen.

Besonders um Allerseelen herum und in den Rauhnächten werden sie aktiv und brausen mit der Wilden Jagd dahin. Sie fliegen mit den Hexen und hetzen die Holzfräulein. Nur vor dem schwarzen Pudel mit den feurigen Augen, der keine Menschenseele vorbei lässt, haben sie großen Respekt.

​Schon wieder ein Weltuntergang

In der Zisterzienserabtei zu Waldsassen herrscht Nachts reges Treiben. Dann werden die dort beigesetzten Mönche wieder lustig und munter, klettern aus ihren Särgen heraus und spuken in den uralten Gemäuern. Wirklich lustig ist das nicht, weil sich die Mönche auf den großen Endzeitkampf vorbereiten. Der soll nämlich auf der Lämmerwiese bei Waldsassen stattfinden. Mitten in der Steinpfalz! Und kein geringerer als Kaiser Karl, der Große führt diesen Endzeitkrieg an. Er schläft übrigens am Ochsenkopf im Fichtelgebirge in einem Kristallsaal, der nur so funkelt von Gold- und Silberschmuck, der wie Zwiebelstränge in langen Reihen von der