Nürnberg und Fürth: Krieg um ein paar Pflastersteine
Der Minister des preußischen Königs in Ansbach, Freiherr von Hardenberg, wollte die Stadt Nürnberg um die Jahrhundertwende in das preußisch-fränkische Gebiet eingliedern. Er besetzte die Stadt mit Zustimmung der Nürnberger. Die hatten nämlich damals sehr viele Schulden und versprachen sich von den Preußen Unterstützung. Damit war aber der König nicht einverstanden, weil ihm das Ärger mit dem Kaiser hätte einbringen können. Hardenberg musste sich also etwas Neues einfallen lassen und weil er Nürnberg nicht kriegen konnte, nahm er eben den Ort, der in Franken ansonsten wirtschaftlich am Wichtigsten war, nämlich Fürth.
Alle Neuerungen und Fördermittel kamen nunmehr der kleinen Nachbarsstadt zugute und Nürnberg hatte das Nachsehen. Die Fürther erhielten eine Bank. Hardenberg verteidigte die Gewerbefreiheit und wollte eine Straße bauen. Die sollte, das war damals ungewöhnlich, gepflastert sein. Die Steine bestellte man in Wendelstein, wo sich ein Steinbruch mit sehr hartem Gestein befand. Er war auch dafür berühmt, die schönsten Mühlsteine weit und breit zu liefern.
Eine Million Steine
Hardenberg erteilte ein Auftrag über eine Million Pflastersteine. 20 Gulden pro 1000 Stück sollten diese kosten. Preußen bezahlte jedoch nur 15 Gulden. Die übrigen fünf, welche an die Stadt Nürnberg als Eigentümerin des Steinbruchs berappt werden sollten, schenkte sich Hardenberg. Er argumentierte, dass nur das Gebiet mit der Mauer drum herum Stadt sei. Das Nürnberger Land gehöre zum preußischen Besitz. Deswegen denke die preußische Verwaltung gar nicht daran, der Forderung nachzukommen.
Das wiederum ärgerte die Nürnberger sehr, die ja die Straße ohnehin nicht wollten. Sie überhäuften also den Steinbruch mit so vielen Aufträgen, dass dieser keine Zeit mehr hatte, Steine für die Straße zu produzieren. Hardenberg verbot daraufhin die Herausgabe von Gestein an Fremde, was die Nürnberger wiederum so erboste, dass sie versuchten, die Steine nachts heimlich aus dem Steinbruch nach Nürnberg zu transportieren, doch die preußischen Soldaten standen bereits vor dem Tor und fingen die Steine ab. Für die so beschlagnahmte Ware zahlten sie übrigens gar nichts. So ging es noch eine ganze Weile hin und her, doch Preußen hatte den längeren Atem: Drei Jahre später war die Straße fertig.