Karpfen

Das fränkische Schlaraffenland

Weil der Franke sich immer noch kleiner fühlt, als er eigentlich hätte sein können, stellt er sein Licht allzu sehr unter den Scheffel. Seine protestantische Bescheidenheit macht ihn aber recht sympathisch. Ein großmäuliger Selbstdarsteller ist der Franke gewiss nicht. Er fällt auch ganz bestimmt nicht mit der Tür ins Haus. Der Franke pflegt lieber ein trotziges Understatement. Er legt seinen Stolz eher ironisch an den Tag. Außer, es käme vielleicht irgendwann der richtige Moment dafür. Aber das ist eher theoretisch.

Lebkuchen, Brodworschdweggla und knusprige Scheiferla

Der Franke gibt nach außen hin mit besonderer Vorliebe den grantigen Muffler und tut gern recht benachteiligt. Vor allem den Bayern gegenüber. Das macht er aber nur, damit die ihn in Ruhe lassen. In Wirklichkeit gehört er nämlich zu den glücklichsten Menschen auf Gottes Erdboden. Das liegt vor allem daran, dass er sich über die Jahrhunderte hinweg klammheimlich ein kleines Schlaraffenland zurecht gezimmert hat. Darin fließen köstlicher Wein und leckeres Bier. Es fallen honigsüße Lebkuchen, herzhafte Brodworschdweggla, knusprige Scheiferla und kugelrunde Kartoffel-Kniela vom Himmel. Wo auch immer man nämlich in Franken hingeht, wird tüchtig geschmaust und gebechert, denn das ist der Franken kleine Glückseligkeit auf Erden.

Bassd scho!

Optimismus allerdings ist im Frankenland völlig unbekannt. Wenn doch mal was gut läuft, dann war das sowieso selbstverständlich. Bassd scho! Mehr Enthusiasmus ist ihm unter gar keinen Umständen abzuringen. Außer natürlich, wenn dem Club gegen Bayern ein Tor glückt. Aber er legt erstaunlicherweise trotz seiner unerschütterlichen Beschaulichkeit einen durchaus herzhaften Humor an den Tag. Getreu der Devise: Lass niemals einen guten Witz aus, besonders wenn er auf Kosten anderer geht. Zum Beispiel lacht er gern über uns Oberpfälzer. Aber wir sind hart im Nehmen. Auch weil wir wissen: die hinterfotzige Retourkutsche trifft den Franken in Mark und Bein. Der Franke leidet ja gerne ein wenig, das passt historisch in sein Weltbild und wer einen Fußballverein wie den 1. FCN hat, braucht für den Spott ohnehin nicht zu sorgen.