Die Beziehung eines Narzissten zu seinem Co kann man sich am besten so vorstellen wie die eines Herrchens zu seinem jungen Welpen: Das Hündchen hechelt seinem Besitzer schwanzwedelnd hinterher, während dieser das Würstchen an der Angel gerade so hoch hält, dass der Welpe den Leckerbissen immer ganz knapp verfehlen muss. Erreicht es das Würstchen dann doch einmal, ist das gewissermaßen das Krönchen seiner bedauernswerten Lebensform.
Der Co kann das dennoch beharrlich in güldenem Lichte sehen, so lange ihn sein Narziss gut versorgt. Sowie ihm der Narziss jedoch einen kleinen Tritt in die Seite verpasst (eine der Lieblingsbeschäftigungen des Narzissten) bricht die Illusion von Glanz und Gloria jedes Mal wieder in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Deswegen ist der Co-Narziss auch die meiste Zeit damit beschäftigt, an seiner heilen, kleinen Wunderwelt zu feilen und zu basteln.
Der alternde Narziss
Der Narziss wird mit zunehmendem Alter immer peinlicher. Das Schöne für ihn selbst ist dabei: Er merkt es nicht. Nur die anderen Teilnehmer am wirklichen Leben.
In jungen Jahren ist der Narziss ein gern gesehener Gast auf Partys. Er ist meist gut aussehend und zeichnet sich durch Charme und Wortgewandtheit aus. Wenn er nicht gutaussehend ist, kompensiert er das durch ostentativ zur Schau gestellte Bildung, Status, Leistung, Reichtum oder extreme Lustigkeit. Er steht jedenfalls gerne im Mittelpunkt und ist immer für eine kleine Showeinlage zu haben.
Der Salsa tanzende Narziss zum Beispiel kommt so nebenbei auf sein Hobby zu sprechen, um sich dann nicht lange bitten zu lassen, wenn es darum geht, den anwesenden Damen das Tanzen bei zu bringen. Der oral fixierte Narziss dagegen tut sich durch geschicktes Ausloten der intellektuellen Neigungen des Gegenübers hervor und webt dann aus zarten Spinnfäden einen verbalen Kokon um sein Opfer herum. Der weniger einfühlsame Narziss, und damit ein sehr häufig anzutreffender Vertreter seiner Spezies, ist ein unermüdlicher Witzeerzähler. Die einzige Chance, solche selbst ernannten Spaßvögel dauerhaft im Freundeskreis zu verkraften, besteht in der Gnade der selektiven Vergesslichkeit: Wenn nämlich der Witzeerzähler sein immer gleiches Repertoire mit bestenfalls geringfügigen Variationen abspult, können Sie jedes Mal wieder drüber lachen.