Überleben im Dschungel
Es wäre ziemlich gemein und nur allzu billig, zu behaupten, dass der Narziss ein direkter Nachfahre des Affen sei. Das ist natürlich nicht der Fall. Es ist nur so, dass er im Säuglingsalter entweder mit Affenliebe erstickt wurde oder aber einsam wie Mogli im Dschungel der Zivilisation herangewachsen ist. Er hat infolgedessen genau genommen einfach nur ein paar Entwicklungsschritte verpasst.
Ein paar, zugegeben, nicht ganz unwesentliche. Zum Beispiel die Lektion, wie zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren. Deswegen greift er in unklaren Situationen auf Informationen zurück, die in ihrem Reptiliengehirn abgespeichert sind. Für den Narzissten sind ja gewissermaßen alle Situationen irgendwie unklar. Insbesondere wenn andere Menschen beteiligt sind. Wenn man das verstanden hat, ist es im Grunde ziemlich einfach, mit dem Narzissten umzugehen. Man muss nur die Grundzüge des Ape-Managements beherrschen:
Insignien der Macht
Andere Menschen werden für den Narzissten überhaupt erst zu beachtenswerten Kreaturen durch offen zur Schau gestellte Insignien der Macht wie zum Beispiel goldene Uhren oder Perlenketten. Das ist ziemlich einfach. Man muss also nur diplomatisch vorgehen und jede Menge Eindruck schinden. Es macht das Zusammenleben mit Narzissten deutlich einfacher. Jedenfalls kurzfristig. Trotz führt lediglich dazu, dass man auch weiterhin schlicht und konsequent übersehen wird.
Will man vom Narziss beachtet werden, kommt man nicht umhin, Dinge zu tun, die ihn glücklicher machen. Warum also herum zicken, wenn es nur ein kurzes, vernehmliches Perlenkettenrasseln kostet? Wenn Sie sich beharrlich weigern, ihn angemessen zu beeindrucken, haben Sie doch ohnehin schon verloren. Zudem riskieren Sie auch noch den Abstieg in der Hierarchie des Affenrudels und die vernichtende Abqualifizierung in den Rang eines Normalsterblichen.
Offene Ehrfurcht angesichts ostentativ zur Schau gestellter Insignien der Macht zeigen allerdings nur Schwächlinge. Der Narziss mimt bestenfalls edle Generosität und findet alles grandios. Jedoch mit einem Unterton, der sofort durchblicken lässt, dass Sie maßlos übertreiben und damit wiederum dem Vulgären bedenklich nahe rücken.