Der Narziss und sein Partner
Die jeweiligen Partner an der Seite des Narzissten erscheinen oft eigentümlich beliebig, wahllos und irgendwie austauschbar. Hauptsache aber vorzeigbar. Das liegt daran, dass der Narziss sich sowieso am liebsten selbst heiraten würde, wenn er könnte. Was auch gar nicht so selten vorkommt. Einen Partner braucht er eigentlich nur, weil er gewisse Bedürfnisse hat, zu deren Befriedigung es einer Ich-Erweiterung bedarf, unter anderem weil
- es gute PR einbringt und
- er sich gerne selbst reproduzieren möchte.
Die Notwendigkeit der Reproduktion
Nachwuchs ist für den Narzissten deswegen so wichtig, weil es die Zahl seiner potenziellen Ich-Erweiterungen praktisch ohne eigenes Zutun erhöht. Leider ist die Bio-Technologie hier noch nicht fortgeschritten genug, sonst würde sich der Narziss nämlich klonen lassen, um seine Art zu erhalten. Schon deswegen, weil sich da keine minderwertigen Gene einschleichen können.
Noch perfekter wäre allerdings ein Cyborg. Der fasziniert den Narzissten, weil er einfach absolut perfekt ist. Im Grunde fast noch besser als er selbst. Wenn man sich nur vom Fleisch lossagen könnte! Dann wäre man nämlich wirklich autonom. Autonom und unverwundbar. Weil die Verletzlichkeit neutralisiert wäre. So ein Cyborg ist vollkommen auf seine Funktionen reduziert. Alles an ihm kann repariert werden. Ein Cyborg ist stark und effizient. Um so viel leistungsfähiger als menschliche Wesen. In jeder Hinsicht ökonomisch optimiert und somit das absolut maximal erstrebenswerte Ideal des Narzissten.
Das Bedürfnis, sich biologisch zu reproduzieren, ist ja im Grunde heute überholt. Es stammt eben noch aus jenen uralten Zeiten, als das Leben kurz und tödlich war. Deswegen benötigte man damals mehrere backups von sich selbst, um sich bei jedem Absturz wieder neu im wirklichen Leben zu installieren.