Der Narziss und die Liebe
Der Co liebt den Narzissten meistens sehr. Zu sehr. Dafür bekommt er im Gegenzug vom Narzissten Liebe. Na ja, sagen wir mal: So etwas ähnliches wie Liebe. Aber nur, wenn ihm der Co fortwährend bestätigt, dass er tatsächlich so ist, wie er gern sein möchte. Die Tatsache, dass er niemals so sein wird, bekümmert ihn dabei wenig. Der Partner allerdings sollte sich tunlichst von all seinen Selbstverwirklichungs-Projekten verabschieden. Er ist nämlich von Stund‘ an auch nicht mehr einfach nur der, der er nun einmal ist. Falls er denn jemals irgendetwas gewesen ist.
Bedingungslose Liebe
Der Narziss ist auf der Suche nach der bedingungslosen Liebe. Will heißen: Der Liebe eines Menschen, der seine Bedürfnisse bedingungslos befriedigt. Deswegen lebt er für gewöhnlich in Symbiosen. Entweder mit
- sich selbst und seinem Spiegel oder
- einem Co, in dem er sich fortwährend spiegelt.
Nun könnte man meinen, die erste Variante sei seltener anzutreffen, da der Co naturgemäß schon deswegen nicht perfekt sein kann, weil der Narziss ja selber immer und in allem der Beste ist. Doch dies ist nicht der Fall. Der Narziss ist nämlich durchaus lernfähig, wenn es für sein Image nützlich ist. Insofern kann so ein Co an der Seite des Narzissten ein nützliches Instrument im gesamtgesellschaftlichen Kontext sein.
Auch die Ehe ist doch letztlich nichts anderes als ein Statussymbol. Der Narziss verleiht sich damit den letzten Feinschliff an Normalität und Seriosität. Außerdem hat er schließlich neben seiner einzigartigen Mission in dieser Welt auch noch ein paar Bedürfnisse. Und diese machen eben mitunter persönliche Beziehungen zu anderen Menschen erforderlich. Ein Ehegatte ist nun einmal unter dem Strich und auf lange Sicht gesehen, auch unter den pragmatischen Kriterien der Kosten-Nutzen-Rechnung, die beste aller real existierenden Lösungen.