Komet Donati ueber VenedigNichts Großes wird ohne Narzissten vollbracht

Alle Narzissten, selbst jene, die ein bisschen wissenschaftlich angehaucht sind, haben eines gemeinsam: Sie berufen sich auf höhere Instanzen. Auf göttliche Inspiration oder andere namhafte Autoritäten. Auf (angeblich) fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, auf mehr oder weniger solide Erfahrungswerte oder auch einfach auf ihr ganz persönliches Charisma und ihre Berufung. Und sie haben noch eine Gemeinsamkeit:



Narzissten können ihren eigenen Wert oder den ihrer Zunft offenbar nur durch einen faulen Kompromiss behaupten: Nämlich, indem sie die Fehler, die sie zwangsläufig begehen, weil sie nämlich wider Erwarten auch nur Menschen sind, nach allen Regeln der Kunst vertuschen.

Charisma und Berufung

Der Narziss ist jedenfalls überwiegend in solchen Berufsgruppen anzutreffen, die mit Macht und Reichtum, großem Ansehen und einer einzigartigen Mission einhergehen. Er ist der geborene Entertainer und läuft im Grunde erst richtig zur Hochform auf, wenn er in seine Robe schlüpft. Oder eben in jede andere Uniform, die seiner Berufung Nachdruck verleiht.

Man trifft den Narzissten für gewöhnlich auf den Show-Bühnen dieser Welt, in den Politischen Zirkeln, Sportstadien und Kampfarenen rund um den Globus an. Er glänzt überhaupt überall dort, wo Hauen und Stechen angesagt ist. In Aufsichtsräten und Finanzzentren, in Kathedralen und Medienhäusern sowie in den Hauptquartieren von Regierungen und Militär. In höchsten
diplomatischen Kreisen und sehr geheimen Zirkeln. In Guerillabewegungen und in der Mafia.

Er kreist wie ein Komet am Horizont unseres Planeten und zieht in seinem Schweif zahllose Wichtigtuer und Adlaten, Stars und Sternchen hinter sich her. Und gelegentlich stürzen Kometen eben auch mal ab. Mitsamt allem Gedöns hintendran.
Weltwunder, Kriege oder Finanzkrisen - nichts Großes wurde (und wird) ohne Narzissten vollbracht...