Das narzisstische Ego-Puzzle
Der Narziss ist ein echtes Chamäleon. Daher kann er die Fassade, die er anderen präsentiert, auch beliebig austauschen. Je nachdem, was gefällt und im aktuellen Kontext gerade angesagt ist. Schließlich dient die Fassade des Narzissten nur dem Zweck: dem Erheischen von Anerkennung. Also bastelt der Narziss die Puzzle-Teilchen seiner bruchstückhaften Persönlichkeit je nach Bedarf zu immer wieder neuen Versionen seiner selbst zusammen - seinen Alter Egos.
Damit er im Zweifelsfall stets flexibel reagieren kann, setzt der Narziss seinem Publikum auch nur sorgfältig ausgewählte Informations-Häppchen vor. Die sind meistens ohnehin rein symbolisch, denn darauf versteht er sich einfach am besten. Der Narziss repräsentiert immer das, was man in der betreffenden Szene so hat. Oder das, was man eben so tut, wenn man ein echter Insider ist und soziale Kontakte zu den allerwichtigsten Persönlichkeiten pflegt. Sollen die anderen doch selber aus diesem Puzzle ein Ganzes konstruieren. Und so wie wir Menschen nun einmal beschaffen sind, tun wir das auch. Jedenfalls so lange, bis die Strahlkraft des Narzissten schwindet und seine Fassade bröckelt.
Der Narziss kennt seine Pappenheimer. Er bedient den Geschmack und die Erwartungen seines Publikums routiniert. Und für den Fall, dass er doch einmal daneben liegt, was übrigens schon aufgrund seiner verpeilten Realitätswahrnehmung gar nicht so selten vorkommt, gehört auch die hohe Kunst der Schadensbegrenzung zu seinem Repertoire. Oder sagen wir besser: das, was er dafür hält.
Denn eines ist klar: das Ego des Narzissten und sein Image sind eins. Ein Verlust an Reputation kann daher für ihn tödlich sein und muss unter allen Umständen verhindert werden. In Sachen Schadensbegrenzung kann man viel vom Narzissten lernen. Bedauerlicherweise allerdings nichts, was auf Dauer im Rahmen zwischenmenschlicher Beziehungen hilfreich sein könnte.