Narzisstische Strategien: Das Impressions-Management
Irgendwann im Laufe der Geschichte erkannte der Narziss, dass er all das, was er (noch) nicht erreicht hat, auch durch geeignete Statussymbole ersetzen kann. Reichtum und Erfolg zum Beispiel durch ein großes Auto, fette Uhren oder dicke Brillantringe. Macht und Ansehen durch hochrangige Ämter, bedeutende Funktionen und aufdringliches Name dropping. Intelligenz, Bildung und Kultiviertheit durch wohlklingende akademische und/oder aristokratische Titel. Oft genügt es beispielsweise schon, einen Titelträger zu ehelichen, um fortan als „Frau Doktor“ geadelt zu werden. Außerdem kommt es gar nicht so selten vor, dass Adel adoptiert, um das blaue Blut mit Geld anzureichern. Dann ist die Mesalliance ohnehin perfekt.
Image ist alles
Kurzum: jedem Ding (und jedem Menschen), mit dem sich der Narziss umgibt, wohnt eineunmissverständliche Botschaft für Außenstehende inne: dem Porträt der ehrwürdigen Ahnen, ein paar Antiquitäten, natürlich alles Erbstücke der noblen und ruhmreichen Altvorderen. Souvenirs einer privilegierten Kindheit machen die Außenwirkung perfekt. Diese im eigenen Umfeld sorgsam zur Schau gestellten Artefakte sprechen allesamt eine klare Sprache:
Sie vermitteln jedem Betrachter einen Eindruck davon, welchen bedeutenden Rang der Narziss innerhalb der Gesellschaft innehat. Der Narziss hat einfach von Natur aus das dringende Bedürfnis, seine Bedeutung für diese Welt konkret zu manifestieren. Am besten in Form von prunkvollen Palästen mit goldenen Wasserhähnen. Manchmal aber auch in Form einer etwas bodenständigeren Version davon. Weil sich goldene Wasserhähne in einem gewissen Kontext so schlecht massenwirksam verargumentieren lassen. Zum Beispiel dann, wenn man in der Gewerkschaft, einer sozialistischen Partei oder der katholischen Kirche Karriere machen möchte. Aber das sind ja ohnehin aussterbende Arten.