Wer ist eigentlich der Narziss?
Im Grunde sind wir Menschen nur in einen Punkt gleich, nämlich darin, dass wir alle gerne irgendwie besonders wären. Einfach anders als die anderen eben. Leider gibt es nur sehr wenige Menschen, die tatsächlich besonders sind. Und die sind vor allem deswegen so besonders, weil sie im Gegensatz zu den Normalsterblichen felsenfest davon überzeugt sind, dass sie tatsächlich sehr besonders sind. Um nicht zu sagen: Ganz außergewöhnlich besonders und vor allem einfach einzigartig. Deswegen bereitet es diesen Menschen auch außergewöhnlich großes Unbehagen, im Plural abgehandelt zu werden. Fühlen Sie sich jetzt irgendwie angesprochen? Dann seien Sie versichert: Es handelt sich dabei stets um den Pluralis Majestatis. Sie dürfen sich also ruhig ganz persönlich angesprochen fühlen.
Wer ist er aber denn nun wirklich, der Narziss?
Diese Frage ist von derart immenser Bedeutung, dass man sie natürlich auf gar keinen Fall in einem kurzen Rundumschlag abhandeln kann. Schon deswegen nicht, weil uns der Narziss in so vielen Facetten begegnet wie kaum eine andere Spezies der Gattung Mensch. Viele von ihnen sind beispielsweise gesellschaftlich sehr anerkannt. Sie werden hoch geschätzt und sind vielleicht sogar Präsident oder ähnliches. Geschätzt werden sie vor allem deswegen, weil sie reich, berühmt, wichtig und mächtig sind. Weniger deswegen, weil sie besonders freundlich oder einfühlsam wären. Aber beileibe nicht alle Narzissten sind aalglatte Blender, eiskalt berechnende Macher, karrieregeile Ekelpakete, raffgierig und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, wie so häufig leichtfertig behauptet wird. Es gibt nämlich auch eine Subkategorie, die sich durch besonders aufopferungsvolle Zuwendung hervor tut. Frei nach dem Motto: Ich helfe der Omi über die Straße. Auch dann, wenn Omi vielleicht lieber gemütlich in ihrem Rollstuhl sitzen bleiben möchte.