Der Traum vom besseren Leben - kann man Lebenskunst lernen?
Es kriselt an allen Ecken und Enden. Die Zeiten werden immer unruhiger und schnelllebiger, das Hamsterrad dreht sich. Viele Menschen träumen von einem besseren Leben, lassen aber gleichzeitig ihre kostbare Lebenszeit ungenutzt verrinnen. Dabei besteht Lebenskunst einfach nur darin, das eigene Leben auch selbst in die Hand zu nehmen. Jetzt.
Eine Vielzahl von Ratgebern flüstert uns ein, wir müssten ständig glücklich und erfolgreich sein, doch wahre Lebenskunst kommt viel bescheidener daher: Es wäre nämlich schon sehr viel gewonnen, wenn es uns nur gelänge, den Alltag gut zu meistern und so zu gestalten, dass wir immer wieder einen Zustand der Zufriedenheit und Sorglosigkeit erlangen.
Philosophie - was wir wollen sollen
Seit der Antike zerbrechen sich die Philosophen ihre Köpfe über die Kunst der guten Lebensführung. Die einen raten dazu, das Leben in vollen Zügen zu genießen, die anderen empfehlen Askese und Mäßigung. Heute gibt es keine allgemein gültigen Gesetze mehr. Zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse. Wir brauchen auch keine Menschen mehr, die uns sagen, was wir wollen sollen.
Selbst ist der Mensch
Wenn Diogenes nach der Lebenskunst gefragt wurde, fragte er einfach zurück: „Wozu also lebst du, wenn du dich nicht darum sorgst, schön zu leben?“ Denn die Frage, was genau denn nun ein gutes und schönes Leben ausmacht, kann ohnehin nur jeder einzelne für sich selbst beantworten.
Jeder von uns hat andere Bedürfnisse, Ziele und Wünsche. Der wahre Lebenskünstler kennt sie. Und er verwirklicht sie auch. Er lebt sein Leben und gibt ihm immer wieder ein neues Ziel. Lebenskunst ist kein einmaliges, abgeschlossenes Projekt, sondern manchmal ein langwieriger und schwieriger Prozess. Ziele können sich ändern und viele große Kunstwerke bleiben unvollendet.
Sorge und Genuss
Beständiges Glück ist ein allzu hohes Ideal. Ein Leben ohne Sorge gibt es nicht. Doch selbst die Sorge hat einen positiven Aspekt: Sie treibt uns an, für einen gewissen Grad an Sorglosigkeit zu sorgen. Denn Sorglosigkeit ist die Grundbedingung für Genuss.
Selbstfürsorge bedeutet, dass wir gut für unsere Gesundheit sorgen. Damit ist gar nicht so sehr die Abwesenheit von Krankheit gemeint, sondern einfach die Kunst, es sich gut gehen zu lassen. Indem man möglichst gut für das eigene Wohlbefinden sorgt. Seelisch wie körperlich. Und die Sorge für sich selbst, das wusste schon Sokrates, ist immer zugleich auch eine Sorge für andere.
Krankheit und Tod
Wir haben nicht immer die Freiheit der Wahl. Krankheit, Leiden und Tod gehören zum Leben wie Glück und Genuss. Doch die Lebenserfahrung lehrt, dass wir häufig gerade aus schmerzhaften Erlebnisse viel über die Kunst des guten Lebens lernen können. Mit Krankheit und Tod ist immer auch die Aufforderung verbunden, das Leben wirklich zu leben, es selbst in die Hand zu nehmen und nicht einfach ungelebt verrinnen zu lassen.