The Good Wife's Guide (1955)

Werbung aus den 50ern - Fräulein Antje und die kluge Klementine

Die Werbung der 50er und 60er Jahre funktionierte noch ziemlich einfach, denn die Macher hatten die Zielgruppe klar vor Augen: das hausbackene Mütterchen am heimischen Herd. Ihr ganzer Stolz galt der nach Frühling duftenden Wäsche und dem leckeren Sonntagsbraten in der Backröhre. Schürze und Kochlöffel - das waren die Wahrzeichen ihrer kleinen Welt. Mann ging arbeiten und hatte zu Hause die Hosen an.

Frau beschäftigte sich nur mit zwei wirklich existenziellen Fragen des Lebens, nämlich: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?

Toast Hawaii und Kullerpfirsich

Morgens schmierte sie Stullen, mittags, wenn die Kinderlein von der Schule kamen, kochte sie auf. Abends servierte sie den werten Gästen Toast Hawaii und Kullerpfirsich und fand ganz nebenbei auch noch die Zeit, sich selbst adrett herauszuputzen. Vollwertige Mitglieder der Gesellschaft waren Frauen damals nur in ihrer Rolle als gute Gattin und treusorgende Mutter. Erst seit dem 1. Juli 1958 ist die Frau dem Manne nach dem BGB in Vertragsangelegenheiten gleichgestellt. Willy Brandt sagte später rückblickend: „Die Emanzipation kam voran wie eine Schnecke auf Glatteis.“

Da weiß man, was man hat!

Die weiße Dame mit dem Florentiner-Hut war damals sozusagen der Inbegriff des Zeitgeists. Perfekte Sauberkeit war unumstritten das Aushängeschild der ordentlichen Hausfrau. Kaum gab es nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Persil in den Geschäften zu kaufen, war es auch schon zu 75 Prozent ausverkauft. Die Marke war für viele gleichbedeutend mit einer Rückkehr zur Normalität. Und obendrein ein kleines bisschen Luxus, das man guten Gewissens konsumieren durfte. Denn mit Persil - so jedenfalls behauptete die Werbung - ist Waschen keine lästige Plage mehr. Nein, es ist so wunderbar einfach, fast schon ein Genuss! Frau durfte sich dabei sogar ein kleines bisschen modern fühlen. Modern fühlen aber vor allem als gute Ehefrau und Mutter, die vielleicht noch ein wenig mehr dafür geliebt und geschätzt wird, dass sie die Wäsche so herrlich weich und gepflegt macht. Mutti lässt ihren Liebsten nur das Beste angedeihen. „Zufriedene Mienen danken es Ihnen“, so die Dr. Oetker-Werbung von 1957.

Gelsenkirchener Barock und Nierentischchen

Die Werbeslogans jener Jahre machten einen Glauben, dass es praktisch keine groben Hausarbeiten mehr gab. Alles wurde vollkommen ohne Mühe von tadellos funktionierenden Maschinen erledigt: Staubsauger, Wasch- und Bügelmaschine, Schleuder und Mixer machten das bisschen Haushalt praktisch von allein. Frau konnte sich also mit frohem Gemüt und gepflegtem Äußeren ganz den Bedürfnissen ihrer Familie widmen. Regelmäßig polierte sie beispielsweise das Nierentischchen mit dem netten „Bin-schon-da-POLIBOY“ auf Hochglanz. Danach machte sie es sich im Gelsenkirchener Barocksessel beim verführerischen Duft von echtem Melitta-Bohnenkaffee bequem und las die angesagte Hausfrauen-Literatur, zum Beispiel das 'Handbuch für die gute Ehefrau'.

Antje, Klementine und die lila Kuh

Die Werbewelt der 50er war die perfekte Idylle schlechthin: Lila Kühe, saftige grüne Wiesen, romantische Windmühlen und das adrette Fräulein Antje mit dem blütenweißen Flügelhäubchen und porentief reiner Schürze. Gewaschen mit Ariel im Hauptwaschgang. Die erste holländische Käse-Botschafterin amtierte 20 Jahre lang beinahe konkurrenzlos und nur eine Kultfigur machte ihr den Rang unter den Werbe-Ikonen streitig: Klementine, der leuchtende Stern am Himmel der Waschmittel-Reklame. Mit Latzhose, weiß-rot-kariertem Hemd und Käppi. Als sie 1983 in Pension geschickt wurde, hagelte es Körbeweise Zuschauer-Proteste.

Frauengold schafft Wohlbehagen

Wie war das alles nur zu ertragen? Vermutlich nur mit einer HB-Zigarette oder dem angenehmen Wohlbehagen, das sich beim Konsum des Allheilmittels Frauengold einstellte. Der allerdings beruhte vor allem auf einer hochwirksamen Zutat, nämlich einem Alkoholgehalt von 16,5 %. Auch das Geheimnis von Klosterfrau Melissengeist – „Die Natur - Arznei für Kopf, Herz, Magen und Nerven“ ist schnell gelüftet: 79 % Alkohol machten die drei Nonnen zu einem Lebenselixier mit durchschlagendem Erfolg. Daneben nahm sich der nicht nur bei älteren Damen so beliebte Verpoorten Eierlikör geradezu wie Limonade aus…