Betrachtet man die beiden Städte aus der Luft zum Beispiel auf Google Earth, so kann man nicht unterscheiden, wo Nürnberg aufhört und Fürth anfängt. Die Stadtgrenze verläuft manchmal zwischen zwei Häuserzeilen wie in der Höfener Straße. Dort soll dereinst in einer kalten und regnerischen Nacht eine Streife der Fürther Stadtpolizei entlang gegangen sein. Die Polizisten sahen einen Selbstmörder am Baum hängen. Sie fackelten nicht lang und hängten ihn eiligst auf die Nürnberger Seite.
Zehn Minuten später, so geht die Legende, seien zwei Nürnberger Polizisten vorbei gekommen. Da habe der eine zum anderen gesagt: „Jetzt hängt der schon wieder da!"
Ein anderer Selbstmordkandidat, so wird erzählt, sei in Nürnberg auf einer Brücke über der Pegnitz gestanden und wollte sich gerade in die Tiefe stürzen, als ein Nürnberger Polizeibeamter hinzu kommt. Er wendet sich verständnisvoll an den Verzweifelten und sagt: „Na, was is'n los?" Der Unglückliche sagt: „Die Frau is weg, des Haus is weg, des Auto is weg! Mir reicht's!" Sagt der Polizist: „Ja scho, aber jetza stell da mal vor, du hupfst da nunta - ich muss dir hinterher springen. Wir beide treiben Richtung Färdd in der Pengatz und ich schwör' dir - vor der Stadtgrenz' krabbelst du raus. Den Stress brauch mer uns ned machen!"
Auch den Dialekt der Nachbarstädte können nur Einheimische wirklich unterscheiden und der Unterschied ist ungefähr so relevant wie der zwischen dem Nürnberger Nordstädter und einem in der Südstadt sozialisierten Eingeborenen. Nur einem dummen kleinen Zufall ist es also zu verdanken, dass Nürnberg eine große, berühmte Reichs- und Kaiserstadt wurde, Fürth aber lange Zeit bedeutungslos vor sich hin dümpelte und in Verruf geriet wie zum Beispiel in folgender Spruchweisheit festgehalten: "Wer niggs is und wer niggs ko, der gäid zur Färdder Schdrasserboh"
Ein Schelm, wer da leugnet, dass hinter solchen Boshaftigkeiten aus dem Volksmund nicht nur das berühmte Körnchen Wahrheit, sondern immer auch eine gehörige Portion Neid verbirgt. Denn die Nürnberger genossen wohl lange die Privilegien einer Reichsstadt, doch irgendwann standen die strengen Regeln zum Beispiel der Zünfte auch der Innovationskraft im Wege. Im 18. Jahrhundert ging es mit Nürnberg wirtschaftlich bergab. Viele Handwerker zog es nach Fürth , weil man es dort mit dem Zunft- und Gewerbezwang nicht ganz so genau nahm wie in der Reichsstadt. So ging zum Beispiel auch der erste Spiegelhersteller von Nürnberg nach Fürth, um dort das erhabene deutsche Spieglein herzustellen. Hatte man bis dahin Spiegel in Form einer Glasskugel produziert, so konnte man nun dank einer neuen Technik flaches Glas herstellen, welches einen viel besseren Spiegeleffekt hatte.
Diese war nach der Handwerksordnung in Nürnberg verboten, in Fürth aber erlaubt. So kam es, dass die Handwerker in Fürth sich viel besser an den Bedürfnissen der Konsumenten orientieren und marktgerechter produzieren konnten, was der Stadt wiederum einen Aufschwung brachte. Und die Juden, die von Nürnberg vertrieben ebenfalls nach Fürth abgewandert waren, taten ihr übriges dazu mit ihren Geld und ihren Kontakten. Sie machten die Waren der Fürther Handwerker in ganz Europa bekannt und gemeinsam bescherten sie der Fürther Wirtschaft Erfolg und Wachstum und machten der Reichsstadt ordentlich Konkurrenz.
Kein Wunder also, dass in einer Fürther Chronik von 1778 nachzulesen steht, die Stadt Fürth habe einen schlechten Ruf, weil die Nürnberger ihr nachsagen, dass sie ihr „in commercio", also in Handelsdingen schadeten. Die Reichsstadt war aber auch mit den Jahren ein wenig behäbig geworden und stand sich mitunter auch selbst im Wege wie zum Beispiel beim so genannten „Pflasterkrieg".